Presse

Pressemonate

Vom Frühling im November zum „gleissenden Dunkel“

17. November 2017

Vernissage Werke von Elisabeth Frank und Bildband von Harald Habermann in Wachkomastation präsentiert.

MICHAEL SCHEIDLE

Bopfingen. Einblicke nehmen, in das Leben auf der Wachkomastation in Bopfingen. Dazu forderte der Pflegedirektor der Ostalbkliniken, Günter Schneider, auf. Unter der Überschrift „Einblicke“ wurde am Donnerstagabend im Wachkoma Bopfingen eine Ausstellung mit Bildern von Elisabeth Frank eröffnet und zudem ein Buch mit Bildern von Harald Habermann präsentiert. Landrat Klaus Pavel betonte in seiner Begrüßung, dass die Station ein offenes Haus sei. Jeder könne jederzeit kommen, und sich die Bilder anschauen. Pavel zeigte sich freudig überrascht, wie viele Gäste gekommen waren. Der Aufenthaltsraum fasste nicht alle Besucher. Der Ostalbkreis wolle Träger der Einrichtung bleiben, sagte Pavel. Von Angehörigen höre er nur Positives über das Wachkoma, dankte er der Belegschaft. Thomas Schneider Vorstand der Kliniken Ostalb, sagte, dass in Bopfingen mehr geleistet werde als Pflege und Betreuung. „Hier ist viel Leben“, betonte er. Bürgermeister Dr. Gunter Bühler nannte die Einrichtung einen Ort der Stille, die im neuen Fotobuch in Bildern eingefangen wurde. Passend dazu spielte Felix Mack einfühlsame Gitarrenklänge. Gudrun Scheller beschrieb in ihrer Einführung in die Ausstellung „Frühling im November“ die Pflaumlocher Künstlerin Elisabeth Frank als sehr naturverbunden. Daraus ziehe sie ihre Inspiration. Frank ist eine der Gründerinnen der „Kreative 88“. Sie spielt in ihren Bildern mit Strukturen, Gefühlen und Empfindungen. Günter Schneider zeigte zur Vorstellung des Fotobandes „Gleissendes Dunkel“ von Harald Habermann einen kurzen Film. Beeindruckende Bilder voller Liebe, Freude und Leben füllten die Leinwand. Nur die Mitarbeiter ermöglichen ein Leben in Würde, sagte er. Diese dürften aber nicht überfordert werden. Anderswo „sind die Krankenhäuser zur Pflegefabrik geworden“ so sein Credo. Aktionen wie Buchvorstellungen oder die Ausstellungen sollen Aufmerksamkeit erzielen, für das Schicksal der Menschen, die in der Wachkomastation sind. „Jeden kann es treffen, noch heute Abend“, hatte zuvor Landrat Klaus Pavel gesagt. Das werde jedem klar, der die Wachkomastation in Bopfingen besucht. „Pflege muss Sprengkraft der Hoffnung sein“, brachte es Günter Schneider auf den Punkt.

Das Buch „Gleißendes Dunkel“ ist in der Wachkomaeinheit gegen eine Spende erhältlich. Bei der Gelegenheit sollte man die Ausstellung „Frühling im November besuchen. Es lohnt sich.

© Schwäbische Post 17.11.2017

Die Künstler Elisabeth Frank und Harald Habermann. Foto: mj

Spende für Wachkoma

03. November 2017

Kreisseniorenblasorchester Über eine Spende von 1500 Euro konnte sich die Wachkoma AktivPflege Bopfingen freuen. Zustande gekommen war der Betrag im Rahmen des Benefizkonzerts des Kreisseniorenblasorchesters im Landratsamt. Dank der Spendenbereitschaft der Besucher war dieser Erlös zusammengekommen. Das Foto zeigt Landrat Klaus Pavel (links) bei der Spendenübergabe an Günter Schneider, den Pflegedirektor des Ostalb-Klinikums sowie Ines Mangold, Kulturbeauftragte des Landkreises. Foto: privat © Schwäbische Post 03.11.2017


Alle Sinne erspüren diesen Brunnen

25. Oktober 2017

Schulpartnerschaft Realschule baut für ihren Partner Wachkoma-Station in deren Garten einen „Brunnen der Sinne“ – ein Wasserspiel.

Die Partnerschaft zwischen der Wachkoma-Station in Bopfingen und der Realschule trägt weitere Früchte. Die Beziehung hat schon viele kreative Ideen hervorgebracht. Die Neueste ist der „Brunnen der Sinne.“ Realschüler haben zusammen mit Kunstlehrer Oliver Sauter und Techniklehrer Marijan Haid ein Wasserspiel entworfen und im Garten der Wachkoma-Station gebaut. An vier Nachmittagen in ihrer Freizeit erbauten sie den Zierbrunnen. Er spricht alle Sinne der Stations-Bewohner an. Sehen, riechen, schmecken, fühlen sollen die Patienten an dieser kreativen Quelle erleben. Extra auf Rollstuhl -Höhe erbaut können so die Bewohner der Station den Brunnen hören und erfühlen. Pflegedirektor Günter Schneider freute sich, dass die Zusammenarbeit nicht nur auf der Führungsebene sondern auch bis zur Basis der Schüler durchdringt. Er zeigte den Schülerinnen und Schülern auf, wie die Patienten im Wachkoma „gefangen“ sind. „Gesundheit ist nicht selbstverständlich“ Dr. Carola Merk-Rudolph Vize-Rektorin Schneider zeigte auf, was im Wachkoma geschieht und welche Folgen, vor allem gesellschaftlicher Art, dies hat. Derzeit wohnen zwölf Personen in Bopfingen. Ein wichtiger Beitrag ist auch das Personal, das sich sehr aufopfernd um die Patienten kümmert. „Das ist hart, man darf von hier nichts mit nach Hause zur Familie bringen“ erklärte Schneider und lobte auch Stationsleiter Knut Frank, der auch immer wieder in die Realschule kommt und Ethikunterricht hält. Ko-Rektorin Dr. Carola Merk-Rudolph betonte die besondere Beziehung und das profitieren des Einen vom Anderen. „Gesundheit ist nicht selbstverständlich“. Gerade junge Menschen sind nach einem Unfall in der Wachkoma-Station. Der Jüngste ist 14 Jahre alt. Das jährliche Sommerfest bezeichnete sie als ein Highlight im Realschulkalender und auch die tollen Ideen, welche Kunstlehrer Oliver Sauter immer wieder mit den Schülern entwickelt sind eine Wertschöpfung. Sie sei sehr stolz auf ihre Schüler, betonte die Vize-Rektorin. Für das nächste Jahr wurden bereits wieder neue Ideen ausgearbeitet.


Wachkoma-Pflege hat Brunnen der Sinne

24. Oktober 2017

Bopfingen mab Im Rahmen der Bildungspartnerschaft zwischen der Realschule Bopfingen und der Wachkoma-Aktivpflege haben die Schüler selbst einen Brunnen im Garten der Pflegeeinrichtung konzipiert. Er soll die Sinne der Bewohner stimulieren. Pflegedirektor Günter Schneider Aalen zeigte sich beeindruckt von diesem Projekt. „Das ist schon mehr als nur eine Bildungspartnerschaft“, sagte Schneider. Zusammen mit Konrektorin Carola Merk- Rudolph, Kunstlehrer Oliver Sauter, Techniklehrer Marian Heid und den Fachbereichsleiter Technik an der Realschule, Werner Tschunko, stellten die Schüler ihr neues Projekt vor. In mehrwöchiger Vorbereitung und Eigenleistung ist der Brunnen der Sinne entstanden. Die Stimulation der Sinne ist hilfreich bei der langwierigen Therapie der Wachkoma-Patienten. Der „Brunnen der Sinne“ kann dabei helfen. Kaltes, nasses Wasser, die rauen Oberflächen der Wasserschalen und das sanfte Plätschern – all das kann die Sinne der Patienten ansprechen. Aalener Nachrichten, 24.10.17


Musik, die von Herzen kommt

23. Oktober 2017

Benefizkonzert Das Kreisseniorenblasorchester begeisterte das Publikum im voll besetzten Sitzungssaal des Landratsamtes. Der Erlös des Konzerts kommt der Wachkoma-Aktivpflege zugute.

Voll besetzt war der große Saal im Landratsamt beim inzwischen fünften Benefizkonzert des Kreisseniorenblasorchesters unter Leitung von Josef Spannbauer. Fotos: opo

Alphörner sorgten beim Benefizkonzert des Kreisseniorenblasorchesters (KSBO) im Landratsamt für ein erstaunliches Klangerlebnis. Gegründet im Jahr 2002, besteht das KSBO inzwischen aus 80 Mitgliedern. Viel Zeit und Idealismus bringen die quirligen Senioren ein, damit sie bei ihren Auftritten dem Publikum und ihren Fans viel Freude mit ihrer Musik bereiten. Am Sonntag fand das fast schon traditionelle Benefizkonzert zum fünften Mal im Aalener Landratsamt statt. Der Erlös kommt der Wachkoma-Aktivpflege Bopfingen zugute. „Die Musik des KSBO kommt von Herzen und geht zu Herzen“ betonte Erste Landesbeamtin Gabriele Seefried bei ihrer Begrüßung im voll besetzten großen Sitzungssaal. Das Orchester unter der Leitung von Josef Spannbauer begann mit dem Concert-Marsch des Komponisten Kurt Gäble. Ehrenfried Schütz moderierte und ließ Anekdoten und Hintergründe zum Stück oder dem Komponisten einfließen. Doch auch als Sänger machte er eine gute Figur – etwa vor der Pause bei der „Böhmischen Liebe“, einer Polka von Komponist Mathias Rauch. Dieser junge Komponist, wusste Schütz, habe mit diesem Stück wohl die derzeit angesagteste Polka geschaffen. Die „Heimatliebe“ war von Gäble eigens einst für Alois Weingarts 60. Geburtstag komponiert worden. Weingart ist ehemaliger Dirigent des Dewanger Musikvereins und aktiver Musiker im KSBO. Marsch, Polka und Walzer waren das dominierende Thema beim Auftritt. Nach der Pause machten die altehrwürdigen Musiker mit „Italienischen Melodien“ auch einen Ausflug in den Süden. für ein imposantes Klangerlebnis sorgten die Härtsfelder Alphornbläser unter der Leitung von Alfons Mahler. Die Bläser der langen Holzinstrumente erzeugten mit ihrer Klangfülle bei dem einen oder anderen Besucher ein Kribbeln im Bauch. Das Publikum war restlos begeistert vom Konzert. Mit viel Beifall entließen sie die rüstigen Musiker. Eingangs hatte Erste Landesbeamtin Gabriele Seefried das harte Schicksal der Wachkomapatienten und deren Familien angesprochen. Deshalb sei sie dankbar, dass das KSBO den Erlös des Benefizkonzertes dorthin spende, wo es am dringendsten gebraucht werde. „Mit dem Spendengeld können vielfältige Programme wie musiktherapeutische Angebote, Auftritte der Klinikclowns und kulturelle Veranstaltungen finanziert werden.“ © Schwäbische Post 23.10.2017


Hitparade regionaler Hymnen

10. Oktober 2017

Konzert Das Veeh-Harfen-Ensemble Viel-Saitig aus Lauchheim spielt im Rahmen der Heimattage in der Grundschule am Ipf.

Besinnlich starteten die 40. Bopfinger Heimattage. Das Ensemble „Viel-Saitig“ aus Lauchheim war in der Aula der Grundschule am Ipf zu Gast. Die Ende der 1980er Jahre vom Landwirt Hermann Veeh entwickelte Harfe mit ihrer speziellen Notenschrift wird auch in der Wachkomastation in Bopfingen eingesetzt. So ist es nur selbstverständlich, dass das Veeh-Harfen-Orchester zu Gunsten der Wachkomastation ein Konzert gibt. Bereits zum dritten Mal gastierten die Musiker aus der weiteren Umgebung hier. Extra aus Möglingen im Kreis Ludwigsburg waren zwei Damen mit dem Zug angereist, um diesem Konzert zu lauschen. Der Leiter des Ensembles, Jonathan Pfaff, führte mit viel hintergründigem Humor durch den Abend. Er nahm in seinen Zwischentexten Bezug auf die Politik, Geschichte oder Geographie. Viel konnten die Zuhörer hier noch lernen. Wie der Lehrer „Justus“ aus dem Film „Das fliegende Klassenzimmer“ stand er am Mikro und führte in jedes der Lieder ein. Dieses waren Hymnen aus verschiedenen Teilen Europas. Mit der schwäbischen „Preisend mit viel schönen Reden“ ging es los. Durch den Klang der Harfen konnte man sich beim zweiten Lied, der „Bayernhymne“, vorstellen, wie der Münchner im Himmel auf einer Wolke sitzt. Hätte er nur das hier spielen dürfen, er wäre nicht so grantig geworden ... Spätestens beim Böhmerwaldlied hatte das Ensemble die Zuschauer in seinen Bann gezogen. Es wurde mitgesungen, mal piano, mal forte. Die meisten Zuhörer in der vollbesetzten Aula konnten die Texte auswendig, die anderen summten mit. Westerwald, Schweiz, Schlesien – „kreuz und quer durch die Lande“ ging es, wie das Motto des Abends lautete, in Anlehnung an das Gedenkjahr 500 Jahre Regormation. Der Leiter der Wachkomastation, Günter Schneider, im badischen Bruchsal geboren, durfte dann das „Großherzogtum Baden“ symbolisch vertreten, als Pfaff zum „Badnerlied“ ein Schild mit eben dieser Aufschrift auf der Bühne halten ließ. Mit der „Österreich-Hymne“ und dem bayerischen Pfüat di Gott“ war dann Schluss. Eine Zugabe musste das Ensemble noch geben: das Studentenlied „Gaudeamus igitur“. Nach eineinhalb Stunde war das Konzert zu Ende. Jonathan Pfaff nahm sich anschließend Zeit, den Interessierten die Harfe und deren Spielweise zu erklären. © Schwäbische Post 05.10.2017

„Kreuz und quer durch die Lande“ lautete das Motto des Programms, das das Ensemble unter Leitung von Jonathan Pfaff darbot. Foto: mj

Mit Vielsaitig "Kreuz und Quer durch die Lande"

06. Oktober 2017

 Bopfingen sz Bereits zum dritten Mal hat das Vielsaitig-Veeh-Harfen-Ensemble Lauchheim unter der Leitung von Jonathan Pfaff ein Benefizkonzert zugunsten der Wachkoma-Station Bopfingen veranstaltet. Dank der zauberhaften Klänge und der hohen musikalischen Qualität ihrer Auftritte hat sich in Bopfingen und Umgebung mittlerweile eine kleine Fangemeinde gebildet, so dass das Foyer der Grundschule am Ipf bestens gefüllt war. „Sehen, hören, fühlen, wahrnehmen, sich verständlich machen“, so umschrieb der Pflegedirektor der Wachkomastation, Günter Schneider die Sinneswahrnehmungen, die den Wachkomapatienten wahrscheinlich fehlen. Aber so könnte man auch den Klang und die Wirkung der Veeh-Harfen und das Spiel von Vielsaitig charakterisieren. Optisch mehr einer Zither als einer Harfe ähnlich, zieht die Veeh-Harfe die Zuhörer mit ihrem feinen und zarten Klang, der mehr an ein Cembalo erinnert, in ihren Bann. Publikum mit „Regionalhymnen“ verwöhnt Passend zur Charakteristik des Instruments verwöhnte das Ensemble die Zuhörer mit „Regionalhymnen“, wie Jonathan Pfaff, der eloquent, charmant und informativ durchs Programm führte, sich ausdrückte. Es erklangen das Württemberg-Lied (“Preisend mit viel schönen Reden“) und die Bayernhymne, ehe, nach „Wer recht in Freuden wandern will“ das Frankenlied (“Wohlauf, die Luft geht frisch und rein“) folgte. Als sei er mit seinen Aufgaben als Moderator, Dirigent und Musikant unterfordert, animierte Jonathan Pfaff als Vorsänger das Publikum zum Mitsingen. Egal, ob „Tief drin im Böhmerwald“, der „Westerwald“ und sogar das „Badenerlied“ wurde vielstimmig mitgesungen, begleitet vom bezaubernden Klang der Veeh-Harfen. Nach dem Motto „Einheit besteht aus Individuen“ formte sich deren vielstimmiger Klang zu einem erhabenen und feierlichen Einen. „Lueget vo Bärg und Tal“, ehe mit „Gaudeamus igitur“ der Kreis der Heimat- und Studentenlieder geschlossen wurde. „Kehr ich einst zur Heimat wieder“, „Hab oft im Kreise der Lieben“ „Dotterblume“ und „Die Freiheit die ich meine“ waren die weiteren Stücke, mit denen die Zuhörer verzaubert wurden. Die Spendeneinnahmen dieses außergewöhnlichen, sehr entspannenden Konzertes, mit dem auch inoffiziell die 40. Bopfinger Heimattage eröffnet wurden, kommen der Wachkomastation Bopfingen zugute. Aalener Nachrichten, 06.10.2017


Mit der Stricknadel den Kranken helfen

20. April 2017

Strickkreis trifft sich in der Bopfinger Wachkomapflege – Jetzt gibt es einen Flohmarkt

Bopfingen sz Immer am letzten Donnerstag im Monat von 14 bis 17 Uhr trifft sich der Strickkreis. „Wir kommen zusammen, trinken Kaffee und lassen die Sorgen zu Hause", sagt Initiatorin Monika Grieser aus Elchingen. Das wäre nichts Besonderes. Ungewöhnlich aber ist der Ort: Die 16 Frauen kommen im Bopfinger Pflegeheim für Menschen im Wachkoma zusammen. Nun organisieren sie dort einen Flohmarkt, der den Bewohnern zugute kommt.

Bereits vor sieben Jahren hatte Monika Grieser einen Strickkreis in Elchingen ins Leben gerufen. Schon damals ging es darum, mit dem Erlös der liebevoll gefertigten Socken Gutes zu tun. Vor Weihnachten und Ostern verkauften die Mitglieder ihre Produkte vor Weihnachten und Ostern im Ostalb-Klinikum. „Ich fragte Pflegedirektor Günther Schneider, ob wir den Erlös an das Krankenhaus spenden können", erinnert sich die umtriebige Organisatorin. „Können Sie sich auch eine Spende an die Wachkoma-Pflege vorstellen?", war Schneiders Antwort. So kam der Kontakt mit der Einrichtung für schwerst pflegebedürftige Menschen unterm Ipf zustande.

Eigene Schwiegertochter verstarb nach zwei Wochen Wachkoma

„Ich hatte zu der Thematik eine besondere Beziehung", sagt Monika Grieser. Sie musste erleben, wie ihre eigene Schwiegertochter im Jahr 2001 nach zwei Wochen im Wachkoma verstarb. Für sie also keine Frage, sich der Wachkoma-Pflege in Bopfingen besonders anzunehmen. Seit fast vier Jahren trifft sich der Kreis nun regelmäßig in Bopfingen. Dabei sind Frauen aus Bopfingen, Elchingen, Dewangen, Geislingen, Minderoffingen und Unterschneidheim – der ganzen Umgebung also. „Die Frauen sind so hilfsbereit, sie machen es so gern", sagt Grieser.

Gestrickt wird im Aufenthaltsraum, in dem auch oft die Bewohner zugegen sind. „Wir kennen alle Bewohner und alle Angehörigen", weiß Monika Grieser. Die Frauen des Strickkreises bringen Leben in das stille Haus, sprechen die Bewohner an, streicheln ihnen über die Hand. Einen Bewohner, der vor fünf Jahren als 25-Jähriger einen Autounfall hatte und der seither im Wachkoma lebt, kannte sie bereits von früher. Zu den anderen hat sie – wie alle anderen Teilnehmerinnen – eine Beziehung aufgebaut.

Die Strickerzeugnisse – Socken, Babymützen, Babyschuhe, Grußkarten mit Strick-Applikationen und vieles mehr – bieten die Frauen bei Veranstaltungen wie dem Bopfinger Nikolausmarkt oder dem Hoffest der Familie Freihart in Ohmenheim im Juli an. Der Erlös fließt an die Wachkoma-Pflege.

Gestricktes wird es auch beim Flohmarkt am Samstag, 29. April, geben. Aber nicht nur das: „Verkauft wird alles was das Herz begehrt – von Gruscht bis Krempel", heißt es in der Ankündigung. Die Frauen des Strickkreises freuen sich auf möglichst viele Trödelbegeisterte, die den guten Zweck unterstützen.

Der Flohmarkt in der Wachkoma-AktivPflege Bopfingen, Jahnstraße 24, findet am Samstag, 29. April, von 10 bis 14 Uhr statt.


Im Niemandsland des Bewusstseins

07. April 2017

Fotografie-Ausstellung „Denk mal mit Herz" des Wasseralfinger Fotografen Harald Habermann mit beeindruckenden Bildern aus der Wachkoma-Station ist eröffnet.

Bopfingen

Nur noch Stehplätze standen zur Verfügung in der Schranne des Bopfinger Rathauses, als am Donnerstagabend die Fotoausstellung „Denk mal mit Herz" eröffnet wurde. Eine Ausstellung mit Fotografien von Harald Habermann aus der Wachkoma-Aktivpflege in der ehemaligen Klinik am Ipf.

„So viele Leute waren noch nie da", staunte Bürgermeister Dr. Gunter Bühler, als er den vollen Saal begrüßte. Und wahrscheinlich waren, außer vielleicht bei der Ipfmess’, noch nie so viele Wasseralfinger gleichzeitig in Bopfingen. Sie wollten alle die Ausstellung ihres Landsmannes sehen und, so Bühler, „bei einem besonderen Abend", dabei sein.

Ganz besonders ist das Thema der Ausstellung, und diese Besonderheit rief mehrere Redner auf den Plan. Landrat Klaus Pavel begrüßte die Angehörigen und die Familien der Patientinnen und Patienten der Wachkomastation. Denn die hatten mit ihrer Einwilligung dieses Ausstellungsprojekt erst möglich gemacht. Der Landrat hieß auch zwei ehemalige Patienten willkommen, die heute wieder stabil im Leben stehen. „Bemerkenswerte Einblicke in das Leben von Menschen im Wachkoma" kündigte der Landrat an und „ehrliche Bilder voller Menschlichkeit".

Pflegedirektor Günter Schneider vom Ostalb-Klinikum sagte, Habermanns Bilder zeigten Nähe und Liebe, Sorge, Solidarität, Hoffnung - und immer wieder auch Leid.

Der Ellwanger Kulturjournalist Wolfgang Nußbaumer führte in die Ausstellung ein. Er griff einen Gedanken Pavels auf und schilderte anfängliche Zweifel des Fotografen: Darf man das denn? Schwerkranke ins Zentrum eines Fotoprojektes stellen und sie damit zur Kunst machen? Geht das überhaupt? Kann ich den Menschen und ihren Angehörigen gerecht werden?

„Wo Licht ist, steht ein Fotograf nicht auf verlorenem Posten", sagte Nußbaumer, und stellte den Begriff des Lichtes in den Brennpunkt seiner Betrachtungen. Auch „das Licht, das von innen strahlt": von den Patienten, die sich nicht äußern können, aber gewissermaßen auch das innere Licht, das von den Pflegerinnen und Pflegern ausgeht.

Im Mondlicht haben sich Glück und Können verbunden.

Wolfgang Nußbaumer Kulturjournalist

Schließlich erzählte der Vernissageredner, wie letztlich ein Mangel an Licht zu Glanzlichtern dieser Ausstellung geführt hat: Habermann hatte in einer Vollmondnacht auf der Wachkomastation fotografieren wollen, aber das vorhandene Licht reichte in den Zimmern nicht aus. Ein Pfleger schlug dann kurzerhand vor, einige Patienten doch einfach ins Freie zu schieben.

Und dort, im Mondlicht unter Bäumen, am Rande der Bebauung, porträtierte sie Harald Habermann. Im Krankenbett liegend, im Rollstuhl sitzend, mit halb geöffneten Augen die Frage offen lassend, ob das Tun des Fotografen registriert wird.

Nicht allein auf das vorhandene Licht hat sich der Fotograf Harald Habermann verlassen. Sparsam und pointiert hat er das künstliche Licht einer Taschenlampe eingesetzt, um Teile der Szenerie zu erhellen. Immer wieder verwendet er als Stilmittel auch eine Doppel- oder Mehrfachbelichtung.

In den Szenen scheine „das Licht der Hoffnung", sagte Nußbaumer, obwohl sich der Fotograf im „Niemandsland des Bewusstseins" bewege. Schließlich seien seine leisen Bilder ein Appell, insgesamt die Würde des Menschen zu achten.

Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch passend umrahmt vom Ensemble „Sinfonica Keltica", geleitet von Susanne Engel. Die Catering-AG der Realschule Bopfingen bewirtete.

Öffnungszeiten: bis einschließlich 28. April, von 8 bis 12 Uhr, Dienstag und Donnerstag zusätzlich von 14 bis 18 Uhr. An den Sonntagen, von 11 bis 15 Uhr, unter Anwesenheit des Künstlers.

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© Schwäbische Post 07.04.2017 14:47


Sich trauen näher hinzuschauen

04. April 2017

Bopfinger Realschüler begleiten Wachkoma-Patienten bei ihrem Weg zurück ins Leben

Bopfingen sz Seit mehr als zwölf Jahren besteht die Wachkoma-AktivPflege in Bopfingen. Am Standort der früheren Klinik am Ipf kümmert sich dieses Pflegeheim um bis zu 18 Menschen mit schwerer Hirnschädigung und der niederschmetternden Prognose: kein Reha-Potenzial". Zahlreiche Bopfinger unterstützen das besondere Haus und seine Bewohner nach Kräften: Darunter seit Jahren die Schülerinnen, Schüler und Lehrer der Realschule Bopfingen.

Knut Frank leitet die Wachkoma-Einrichtung als Pflegefachkraft. Er besucht regelmäßig die Klassen der Realschule und berichtet vom Schicksal der Heimbewohner. Wenn er von einem 20-Jährigen erzählt, der durch einen schweren Radunfall jäh aus seinem bisherigen Leben gerissen wird, horchen die Schüler plötzlich auf.

Dass Einrichtungen wie die Wachkomapflege immer wichtiger werden, hängt auch mit der besseren medizinischen Versorgung zusammen, lernen die Schüler. „Immer mehr Menschen sterben nicht, sondern leben weiter", sagt Pflegedirektor Günther Schneider. Die Bewohner in dem Bopfinger Haus kommen aus einem Umkreis von 50 Kilometern.

Aktivierende Pflege

Durch sogenannte aktivierende Pflege wird ihr Zustand stabilisiert, die Fachkräfte versuchen, neue Rehabilitationspotenziale zu wecken. Manchmal gelingt es auch, die Heimbewohner zurück ins Leben zu holen, sie beginnen zu schlucken, müssen nicht mehr künstlich ernährt werden. Manche erwachen aus dem Dämmerzustand, fangen an, zu sprechen. In einigen Fällen klappte bereits die Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

Meist aber sind die Verbesserungen minimal und gehen langsam voran. Für die Angehörigen kommt zur menschlichen Not auch noch das finanzielle Problem. Irgendwann ist nicht mehr die Kranken-, sondern die Pflegeversicherung zuständig. Die Leistungen aus der staatlichen Versicherung sind bei weitem nicht ausreichend, die zusätzlichen Kosten für die Angehörigen immens. Umso wichtiger ist für die Wachkoma-Pflege die Unterstützung aus der Bevölkerung.

Die Konrektorin der Realschule, Kreisrätin Carola Merk-Rudolph, stellte den Kontakt 2011 her. Seither gehört die enge Beziehung zu der Pflegeeinrichtung zum Schulalltag. „Dadurch entdecken unsere Schüler das Bewusstsein für die Wachkoma-Problematik und die Höhen und Tiefen, die zum Leben gehören", sagt Rektor Stefan Vollmer.

Und nicht nur das: Die Realschüler packen auch mit an und stellen für die Wachkoma-Pflege jährlich ein tolles Sommerfest auf die Beine. Sie kümmern sich nicht nur um Speisen und Getränke, sondern auch um ein Unterhaltungsprogramm mit musikalischen Beiträgen. Dieses Jahr findet das Sommerfest, zu dem auch der Rest der Bopfinger eingeladen ist, am 14. Juli statt.

Das ganze Jahr über engagieren sich die Realschüler, fertigen etwa handgenähte Spezialkissen für die Patienten oder eine Sinnesbox zum Erfühlen von Gegenständen an. Mit Kunsterzieher Oliver Rolf Sauter haben die Schüler Fensterbilder für den Eingangsbereich der Pflegeeinrichtung und Windspiele angefertigt. Das „Denkmal mit Herz" im Garten, das eine Abschlussklasse gestaltet hat, ist mittlerweile ein Wahrzeichen der Wachkoma-Pflege. Dieses Jahr soll ein Springbrunnen gestaltet werden. „Man gibt etwas und bekommt auch etwas, nämlich einen anderen Blickwinkel", sagt Sauter über diese besondere Partnerschaft. Die Heranwachsenden verlassen das schulische Umfeld und sind mit einer Extremsituation konfrontiert.

Die Kooperation entstand zu einer Zeit, als die Wachkoma-Pflege in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und besonders auf Unterstützung angewiesen war. Seit 2012 besteht eine offizielle Bildungspartnerschaft. „Wir möchten uns einerseits als Unternehmen präsentieren, das junge Menschen ausbildet", erklärt Pflegedirektor Schneider, aber es sei noch mehr: „Die AktivPflege wirkt in die Gemeinschaft hinein."

Schüler porträtieren Bewohner

Ein ganz besonderes Projekt unternahmen die Schüler im vergangenen Jahr. 17 von ihnen porträtierten je eine Bewohnerin oder einen Bewohner der Wachkoma-Pflege. Ein halbes Jahr dauerte die Aktion. Die Teilnehmer lernten die Bewohner kennen, erkundigten sich über ihre Lebensläufe, ihre früheren Berufe und Hobbys, ihre Schicksalsschläge, die sie schließlich zu Wachkomapatienten gemacht hatten. Sie kamen in Kontakt mit den Angehörigen, die zu

Besuch waren. „Mein Bewohner war früher mal Kraftfahrer – und jetzt liegt er da, ohne sich bewegen zu können", erzählt Schüler Lucas über diese tiefe Erfahrung.

Für die Schüler war es anfangs schwierig. Allein im Zimmer mit dem Zeichenblock und einem Menschen zu sitzen, der lebt, mit dem man aber nicht in Kontakt treten kann. Das Röcheln, die merkwürdige Ernährungspumpe hören, sonst nichts. „Langsam trauten sie sich, länger hinzuschauen", berichtet Kunstlehrer Oliver Rolf Sauter.

So baute sich ein Kontakt auf. Denn Experten gehen davon aus, dass Wachkoma-Patienten durchaus am Geschehen teilnehmen, auch wenn sie, von außen betrachtet, keine Reaktionen zeigen, keine Laute und Bewegungen von sich geben. Darauf bauen auch die Pflegeprofis. Meist beginnt es mit der Kommunikation über einfachste Bedürfnisse, etwa ob ein Patient liegen will oder ins Freie möchte. Einigen Patienten gelingt es, sich über Bewegungen der Augenlider mitzuteilen

Die Schülerbilder hängen nun in den Zimmern der Wachkoma-Bewohner. Eines von ihnen etwa ist handwerklich vielleicht nicht überragend: „Aber es hat genau das Auge eines Bewohners und den Ausdruck darin eingefangen", betont Sauter. Darum ging es.